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Profane Gründe (2): Die Immobilien

Königspalast in Phnom Penh, Foto: Eva SchusterLange hatten Maria J. und Niko S. mit ihren beiden Kindern nach einer neuen, erschwinglichen Bleibe gesucht. Und endlich ihr Traumhaus gefunden: erschwinglich, renovierungsbedürftig, mit eigenem Garten. Doch dann lud der örtliche Pfarrer das Paar zu einem intensiven Gespräch ein. Nur nach einer intensiven Befragung über ihre religiöse Einstellung durften die beiden das Haus kaufen – denn das Haus steht auf einem Kirchengrundstück, das die katholische Kirche an die Eltern der Verkäuferin vor knapp 60 Jahren verpachtet hat.

Das Paar schüttelt sich noch immer, wenn sie an das Gespräch zurück denken. Maria J. war immer noch in der katholischen Kirche – mehr aus Nachlässigkeit, denn aus Überzeugung. Vor der Austrittsstelle im Amtsgericht war die Wartezeit ihr einmal zu lang gewesen, wegen eines Termins konnte sie an dem Tag nicht so lange ausharren. Was für ein Glück – wäre kein Familienmitglied katholisch gewesen, hätte sie der Pfarrer wohl erst gar nicht zu einem Gespräch bestellt.

Besonders wichtig war dem Geistlichen die Frage, ob die Kinder denn der Kirche zugeführt wurden. Naja, auf eigenen Wunsch waren beide Kinder getauft worden. Uff, vielleicht genügte dem Pfarrer nun die Antwort, und der Weg zum Traumhaus war frei.

Nein, er wollte auch noch wissen, warum denn der Sohn evangelisch getauft war. Hm … Nun musste eine klitzekleine halbe Notlüge her. Ja, wissen Sie, der Vater, Niko S., ist evangelischer Pfarrerssohn (das ist er wirklich), und da konnte er doch nicht in eine katholische Taufe einwilligen. Das sah der Priester ein. Dass der Pfarrerssohn seit Jahrzehnten aus der evangelischen Kirche ausgetreten war, das musste man dem Katholiken ja nun nicht auf die Nase binden.

Endlich machte der Pfarrer also den Weg frei und gab eine „Einwilligung ohne Vollmacht“ zum Kauf der Hauses auf dem Kirchengrundstück und schickte die Unterlagen zur Bistumsverwaltung. Das Paar musste aber noch über drei Monate bangen und mehrmals beim Generalvikariat anrufen bis endlich eine „Einwilligung mit Vollmacht“ beim Notar einging. Da hatten sie der Verkäuferin des Hauses den gesamten Kaufpreis aber schon überweisen müssen. Wegen der lahmen Kirchenbürokratie wäre der ganze Finanzierungsplan gekippt, hätten die beiden nicht auf die mündliche Zusage der Katholikenverwaltung vertraut.

Nun sind Maria und Niko (nicht sehr) glückliche Erb-Pächter eines Grundstückes der katholischen Kirche.

Was lernen wir daraus?

1. Wir sind von Kirchengrundstücken umgeben, über die immer noch der Klerus das Sagen hat. Niemand weiß, wie umzingelt wir davon sind.

2. Die Macht, die das Eigentum verleiht, nutzt die Kirche schamlos aus.

3. Mit Realismus und Wahrhaftigkeit kommen ehrliche Menschen bei der Kirche nicht weit. Bigotterie und Doppelzüngigkeit sind besser.

In loser Folge stellt Kirchenhasser.de höchst profane Gründe vor, warum die christlichen Kirchen immer noch knapp zwei Drittel der Bevölkerung zu ihren Mitgliedern zählen.

Rücktritt aus Hochmut (2): Maria Jepsen

Maria Jepsen, Foto: Pittkowski / Nordelbische KircheEs ist fast drei Wochen her, aber die Rücktrittsbegründung der Hamburger Bischöfin Maria Jepsen geht mir nicht aus dem Kopf: „“Meine Glaubwürdigkeit wird angezweifelt. Von daher sehe ich mich nicht in der Lage, die frohe Botschaft so weiterzusagen, wie ich es bei meiner Ordination und bei meiner Bischofseinführung vor Gott und der Gemeinde versprochen habe.“ Lassen wir mal dahin gestellt, ob sie wirklich vor elf Jahren Missbrauchsfälle in ihrer eigenen Kirche nicht nachdrücklich genug verfolgt hat. Da steht Aussage (allerdings eine eidesstattliche Erklärung) gegen Aussage. Es wäre auch in der evangelischen Kirche nicht das erste  und einzige Mal, dass zugunsten der weißen Weste der Organisation ein Skandal unter den Tepich gekehrt wird. Und glaubwürdig möchten wir alle sein, wenn wir sprechen. Aber warum ist der reine Zweifel an der Glaubwürdigkeit einer Bischöfin schon so ein Makel, dass sie sich zum Rücktritt entschließt? Und warum sagt sie nicht: Kann sein, dass ich versagt habe – und damit kann ich in diesem Amt nicht weiter arbeiten?

Die Antwort: Es geht um den Hochmut einer Kirche, die selbst Makellosigkeit und Reinheit nicht nur anstrebt, sondern von sich selbst behauptet. Diese Institution predigt zwar anderen: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“.  Das aber ist ein Lippenbekenntnis. Sich selbst sehen diese pharisäischen Führungspersönlichkeiten anders. Ich bin (und sei es Dank der Gnade etc. pp.) mehr oder weniger ohne Sünde, oder wenigstens: auf dem Pfad der Rechtfertigung durch den Glauben beschäftige mich ständig mit meiner Schuld, sagen sie sich. Und weil das so ist, erlauben sie sich selbst, „Steine zu werfen“. Zu mahnen, zu predigen – und dabei mit Selbstzweifeln allenfalls zu kokettieren. Solche Pharisäer können mit dem Makel des Versagensverdachtes nicht weiter arbeiten. Deshalb hat Maria Jepsens Rücktritt etwas außerordentlich Hochmütiges an sich.

Noch im Abtreten wirft sie den nächsten Stein. Sie flicht in ein Psalmzitat eine Anklage ein. „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg“ – an diesem Psalmvers, meinem Konfirmationsspruch, orientiere ich mich, trotz der Äußerungen in den Medien, die mir Schlimmes unterstellen.“ Soso, die Medien sind es wieder einmal. Köhler, Mixa, Käßmann, Jepsen – immer sind die Medien verantwortlich, und nicht das mögliche Fehlverhalten, über das sie berichten. Es ist verwunderlich: Zur Mimose wird hier eine Frau, die tough genug war, sich als erste lutherische Bischöfin der Welt durchzusetzen – und das in Hamburg, wo es bis 1979 gedauert hat, dass die weiblichen Pastorinnen wirklich gleichberechtigt arbeiten durften (s. Kirchenhasser-Brevier, Seite 248).

Da möchte man meinen,  die Vorwürfe sind berechtigt,und die tönerne Rücktrittsbegründung bloß vorgeschoben.

Profane Gründe, in einer Kirche zu sein. 1.: Der Umzug

Immer noch sind knapp zwei Drittel der Deutschen Mitglieder der katholischen oder evangelischen Kirchen. Die vielen Mitglieder  werten die Kirchen gerne als Zustimmung zu fast allem, wofür sie stehen. Doch es gibt viele Gründe, in die Kirche einzutreten oder in ihr zu bleiben. Gründe, die nichts mit der raison d’etre, den eigentlich zu vermutenden Motiven zu tun haben. In loser Folge werde ich hier solche Motive vorstellen. Heute: Der Umzug in eine andere Stadt. Der Fall ist authentisch, der Name der Betroffenen ist aber zu ihrem eigenen Schutz verändert.

Die Hebamme Klara J. war nach ihrer Ausbildung an einem städtischen Krankenhaus in der norddeutschen Provinz gelandet – und wollte doch liebend gerne wieder zurück in die süddeutsche Stadt, in der sie sich so wohl gefühlt hatte. Aber wie nur? Sie schrieb Initiativbewerbungen an alle Krankenhäuser der Stadt mit einer Geburtsabteilung. Zu dumm nur: Mehr als die Hälfte dieser Kliniken ist in der Hand kirchlicher Träger – und Klara war schon mit 18 aus der evangelischen Kirche ausgetreten: „Ich wollte keinen Verein unterstützen, hinter dessen Zielen ich nicht stehe.“  Die eigene Existenz aber geht vor unbedingter Wahrhaftigkeit.  Klara beschloss, parallell zu ihrem Bewerbungsverfahren wieder in die Kirche  einzutreten. Das war gar nicht so einfach wie der Austritt. Eine Unterschrift reichte nicht. Der örtliche Pfarrer bestellte sie zu einem ausführlichen Gespräch zu sich – offiziell, um das neue Gemeindemitglied zu begrüßen. Aber Klara hatte den Eindruck, er wollte doch auch herausfinden, ob es sie vielleicht wegen eines Arbeitsplatzes in den Schoß der Kirche zurück zog. Klara J. mogelte ein bisschen und sagte, ihre Auffassung zur Kirchenmitgliedschaft habe sich seit dem Austritt geändert. Dann musste noch der Kirchenvorstand über ihr Eintrittsbegehren beschließen, und in einem Gottesdienst musste sie das Glaubensbekenntnis deklamieren, um endlich wieder vollwertiges Kirchenmitglied zu sein.

Noch vor dem Aufnahmegottesdienst wurde Klara J. zu einem Einstellungsgespräch bei einem evangelischen Krankenhaus in ihrer Wunschstadt gebeten. Das Gespräch verlief schlecht. Die Pflegeleiterin fragte Klara, ob sie Kirchenmitglied sei. „Nein, aber ich trete jetzt wieder ein“, antwortete die Bewerberin wahrheitsgemäß. Das kam gar nicht gut an bei ihrem Gegenüber. Kurz darauf kam die Absage.

Besser war das Bewerbungsgespräch bei einem katholischen Krankenhaus. Am Ende kam auch hier die K-Frage. Klara beantwortet sie mit „Ja“ – zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz ehrlich. Sie bekam den Job. Endlich konnte sie wieder in der Stadt ihrer Wahl arbeiten. Kurz darauf wurde Lohnsteuerkarte korrigiert, auf „Kirchenmitgliedschaft – evg.“.

Von einer besonders christlichen Art, Müttern beim Kindergebären zu helfen, hat die Hebamme in den Jahren darauf nichts bemerkt. Aber eines geht ihr doch sehr aufs Gemüt: Dass sie und ihre neue Partnerin, die als Krankenschwester in der selben Klinik arbeitet, ihre Paarbeziehung vor dem Arbeitgeber verbergen müssen. Genauer: Es geht um Bigotterie; es darf nicht an die große Glocke gehangen werden. „Alle kennen das Gerücht, aber es wird nie darüber gesprochen, dass wir zusammen sind“, sagt Klara J. Eine eingetragene Partnerschaft als lesbisches Paar einzugehen, dieser Weg ist ihnen versperrt. Wenn die beiden von diesem Recht gebrauchen machen würden, gefährdeten sie ihre Arbeitsplätze. Ihr Fazit: „Hier im Krankenhaus darf man nicht man selbst sein.“

Zu dumm für die Klinik. Eine Identifikation der Arbeitnehmerin mit dem Arbeitgeber sieht anders aus.

Trauerrituale mit und ohne Kirchen

Manche Fotos auf dem Asphalt zeigen Gestorbene, Foto: Ulli SchauenDie Gesellschaft braucht die Hilfe der Kirchenriten nicht mehr, um tragische Erlebnisse zu verarbeiten. Während in der Woche nach dem Unglück fast ständig hunderte von Trauernden die Unglücksstelle besuchten und um sie herum eine Wandzeitung und viele Trauersymbole hinterließen, hatten die offiziellen Kirchenvertreter auf der schlecht besuchten offiziellen Trauerfeier am Samstag danach nur ihre routiniert dargebotenen Glaubenssätze zu bieten.

Viel weniger Besucher als erwartet

Tunnel Karl-Lehr-Straße: Kerzenmeer und trauernde Menschen. Foto: Ulli SchauenDie Kameraregie des WDR schaffte es bei der ARD-Übertragung des Gottesdienstes aus der Duisburger Salvatorkirche nicht immer, die leeren Reihen aus dem Bild auszusparen, die in der 500 Menschen fassenden Kirche geblieben waren. Wer von den unterschiedlichen eingeladenen Gruppen – Angehörige, VIPs, Rettungskräfte – diese reservierten Plätze nicht in Beschlag genommen hatte, blieb offen. Im Duisburger MSV-Stadion versammelten sich zur Live-Übertragung der offiziellen Trauerfeier nur 2.600 Menschen. Wie viele es in den anderen Kirchen waren, blieb offen. Im Vorfeld waren noch „zehntausende“ Besucher erwartet worden, von der Polizei Duisburg gar bis zu 100.000 – wahrscheinlich aufgrund der Erfahrungen der ganzen Woche an der Unglücksstelle am Tunnel der Karl-Lehr-Straße.

Riten und Anteilnahme – selbst organisiert und wirkungsvoll

Duisburg, vier Tage nach dem Loveparade-Unfall: Immer mehr Menschen tragen sich auf einem Trauerplakat ein, Foto: Ulli Schauen

Ganz im Gegensatz dazu die von der Basis organisierte Trauer an der Unglücksstelle. Im Laufe der Woche wuchs dort eine von vielen einzelnen Besuchern gebaute Gedenkstätte. Ein Meer von Kerzen und Blumen umrahmt selbst gemalte Bilder, Fotos von Opfern, Gedichte, Texte, Pamphlete, Plüschtiere, Schals und Fahnen und Plakaten. An den Wänden des Tunnels entsteht eine von der Bevölkerung selbst geschriebene Wandzeitung, die der Wut, der Trauer, der Empörung und den Anklagen auf unterschiedliche Weise Ausdruck gibt. Ernst studieren Besucher alles, was dort steht, hängt und liegt. Gespräche miteinander über das was war. Ein traumatisierter Loveparade-Besucher, mit dem ich gesprochen habe, freute sich darüber, dass es diesen Ort gibt – und dass er dort Menschen fand, die ihn umarmten, wenn er wieder einmal zusammenzubrechen drohte.

Trauern ohne Redenschwingen

Mittwoch, 28. Juli: 800 Menschen laufen in einem Trauermarsch mit, der von MSV-Duisburg-Fans organisiert ist, Foto: Ulli Schauen

800 Menschen nahmen am Mittwochabend nach dem Unglück an einem Trauermarsch vom Unglückstunnel zum MSV-Stadion teil, wo das Testspiel zwischen Bochum und Duisburg stattfand. Auch diesen Ausdruck der Trauer hatte nicht von irgendein Komitee oder Vereinsvorstand organisiert, sondern er war von unten gewachsen: Fans von MSV-Duisburg hatten sich ab Montag in wachsender Zahl über Internetforen zu der Trauerkundgebung verabredet, bis die Medien über den Plan berichteten, erzählt Duisburg-Fan Bruno Gottschlich, einer der Initiatoren. Dass hierbei keine Reden gehalten wurden, vermissten die Teilnehmer des Trauerzuges nicht. Auch der MSV, der an diesem Abend ein „stilles Spiel“ ohne Aufheizphase mit Musik, Spielen und Interviews veranstaltete, nahm die Hilfe der Experten von der Kirche nicht in Anspruch. Sportdirektor Hübner: „Das machen wir selbst.“

Ein bescheidener Notfallseelsorger…

Mit Hilfe selbst gemalter Bilder, die an der Unglücksstelle niedergelegt werden, verarbeiten manche ihre Gefühle, Foto: Ulli Schauen

Mit Hilfe selbst gemalter Bilder, die an der Unglücksstelle niedergelegt werden, verarbeiten manche ihre Gefühle, Foto: Ulli Schauen

Im Tunnel lief am selben Abend ein „Notfall-seelsorger“ in seiner Leuchtweste auf und ab – er schien nicht besonders stark in Anspruch genommen zu werden. Notfallseelsorger gehören in solchen Fällen zu den meistinterviewten und bestakzeptierten Berufen; auch WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn bezeichnete ihre Arbeit im „ARD-Brennpunkt“ als „lebensnotwendig. Dieser Pfarrer allerdings war nicht pressegeil. Mein Hörfunkmikro schob er zur Seite, bat mich, doch die anderen Menschen an der Unglücksstelle zu befragen. Danke für diese Bescheidenheit.

.. und ein Schneider mit einnehmendem Wesen

Salvator-Kirche, 31. Juli, der Bischof Franz-Josef Overbeck und der rheinische Präses Nikolaus Schneider spenden den Abschlusssegen bei der Trauerfeier (Stillfoto aus ARD-Übertragung)

Bei der Trauerfeier in der Salvatorkirche hingegen sprachen zuverlässige Kirchenkader die Gebete und lasen die Bibeltexte. Und dort ließ der oberste Repräsentant der Protestanten, Präses Nikolaus Schneider, Bescheidenheit vermissen. Auch wenn‘s langweilig ist, weil Pfarrer schon oft über die „theodizäische Frage“ („Warum lässt Gott das zu?“) gesprochen und gepredigt haben – es lohnt sich manchmal, der theologischen Banalität näher zuzuhören. Vermessen sprach Schneider ständig vom „Wir“ und gemeindete die ganze Welt in seinem protestantischen Eifer ein. „UNSER Gottvertrauen … wollen WIR nicht einfach preisgeben“, postuliert er, und spricht dann das aus, was er persönlich für tröstend hält: „Der Tod ist nicht das letzte Wort. UNSER Tod auf der Erde ist gleichzeitig das offene Tor zu Gottes Reich. Deswegen können WIR auch sagen: UNSERE Toten sind nicht tot. Der Totentanz wandelt sich zu einem Fest unzerstörbaren Lebens.“ Wer‘s glaubt, dem mag der Verweis auf das Jenseits durch einen Vertreter der angeblich so diesseitigen Protestanten vielleicht helfen …

Differenzierender Co-Zelebrant

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck konnte immerhin etwas besser differenzieren als sein evangelischer Co-Zelebrant. Es ist offenbar schon bei Overbeck angekommen, dass nicht alle dasselbe glauben, was er glaubt. „MIR als Christ hilft es“, den Psalm 139 zu zitieren, meint er. „Das möchte ich Ihnen allen sagen.“ Aber so ganz kann auch er sich die Vereinnahmung jeglicher menschlicher Anteilnahme für religiöse Zwecke nicht verkneifen. Die für die 21 Toten angezündeten Kerzen sind für ihn zwar ein „Zeichen menschlicher Liebe“, aber einer „die auf Gott verweist.“

Eine Ministerpräsidentin wird persönlich

Im Unglückstunnel hat sich vor dem Stehpult mit dem Kondolenzbuch eine Schlange gebildet, Foto: Ulli Schauen

Im Unglückstunnel hat sich vor dem Stehpult mit dem Kondolenzbuch eine Schlange gebildet, Foto: Ulli Schauen

Hannelore Kraft hingegen, die neue NRW-Ministerpräsidentin, die nach dem Abschlusssegen der Kirchenoberen (also außerhalb des Gottesdienstes) auch sprechen darf, hat das ganze Verweisen auf das Jenseits und auf ein höheres Wesen nicht nötig. Sie spricht selten WIR oder UNS und ist ganz bei den Trauernden. Sie sagt: „Ich fühle selbst, wie schwer es ist, sich nach einer solchen Tragödie wieder dem Leben zuzuwenden.“ Und mehr als die verblendeten Funktionschristen bringt sie mit ihrer kaum verhüllten Kritik an Geltungssucht und Profitgier die Sache mit dem Zitat eines Vaters auf den Punkt: „Der grausame Tod seiner Tochter kann im Nachhinein noch einen Sinn bekommen, wenn der Tod uns mahnt, unser Wertesystem zu überdenken. Der Mensch, sein Wohlergehen und seine Sicherheit müssen wieder Leitlinie unseres Handelns sein, vor allen anderen Motiven.“

Da ist Nikolaus Schneider nicht drauf gekommen, vor lauter Jenseits-Rhethorik. Vielleicht sollte er so was mal in seinen Redebausteinkasten übernehmen, um seine Theologenroutine doch ein wenig attraktiver zu machen. Das allerdings fällt allen schwer, die es verlernt haben, für sich selbst zu sprechen statt für eine Institution.

Nichtreligiöse Rituale entwickeln

Ulli Schauen - Porträtfoto von Heike FischerWie stellen Sie sich eine Welt ohne Religionen vor?“ Das war eine der Fragen, die Leser dem Autor des Kirchenhasser-Breviers für ein online-Interview der Hugendubel-Buchhandlung stellten. Die Antwort von Ulli Schauen: Ohnehin hätten die Menschen ihre Ethtik gemeinsam und unabhängig von Religion entwickelt. „Allerdings muss eine säkulare Gesellschaft beginnen, die Lücken zu besetzen, die von Kirchen hinterlassen werden. Nichtreligiöse Rituale sollten entwickelt, Räume für (anfangs) zweckfreies gemeinsames Handeln geschaffen werden.“

Weitere Fragen der Leser: Wie es sich denn mit den anderen Weltreligionen verhalte, wie sein Leben als Pfarrerssohn so gewesen sei, und, warum Evangelen und Katholen sich nicht vereinigen könnten.

Zum Leser-Interview auf Hugendubel.de

Der Fall Mixa und das System Kirche

Kleiner Mixa-Mix – Sedisvakanz. Installation von Wolfgang Keller, Mai 2010

"Kleiner Mixa-Mix – Sedisvakanz". Installation von Wolfgang Z. Keller, Mai 2010, Antiker Barocksessel, aufgerichtet, Teppichklopfer, Bischofsschuhe, HBT 91 x 73 x 80 cm

Nicht Bischof  Walter Mixa ist das Problem. Das Problem ist, dass ein feudalistisches System wie die katholische Kirche solche Menschen wie ihn in eine Position bringt, wo sie frei schalten und Unheil anrichten können. Eine Position, aus der ihn niemand anderes entlassen kann als ein einzelner Mann – der Papst.

Dass ein Vorgesetzter seine Untergebenen sexuell bedrängt, wie es Mixa mit mindestens einem Priester getan haben soll – das kommt in vielen Unternehmen vor.  Dass eine Führungskraft die Kasse seines sozialen Projektes für Luxusanschaffungen zweckenfremdet – keine Spezialität der Kirchen. Dass leitende Angestellte Schutzbefohlene mit Worten und Taten misshandeln, wie es Mixa vorgeworfen wird – auch das kommt nicht nur bei den Kirchen vor.

Doch was all den Amtsmissbrauch erleichtert und oft auch verschlimmert, ist die Kirchenhierarchie. Ein Bischof steht in der vierten Hierarchieebene dieser Institution – wovon die beiden ersten – Gott und Petrus dauerabwesend und schweigsam sind. Niemand als der Papst ernennt ihn, nach Konsultationen mit dem Kirchenapparat. Wenn der Bischof erst einmal auf  seinem Stuhl sitzt, dann hat er – allen Diözesanräten zum Trotz – absolute Macht in seinem Bistum. Er ist oberster Gerichtsherr und oberster Arbeitgeber, er erlässt Gesetze und Verordnungen und hat Verfügungsgewalt über die Kasse des bischöflichen Stuhls.  Die staatlichen Gesetze garantieren ihm in seiner Verwaltung absolute Bewegungsfreiheit, der Bischof kann heuern und feuern wie er mag. Mitwirkungsrechte und Transparenz lässt der Bischof zu, wie er mag – und entzieht sie gegebenenfalls auch wieder.

In seinem Reich versprechen höfische Günstlingswirtschaft,  Geraune und Mobbing, Liebedienerei und Falschheit mehr Karrierereerfolg als eine ernsthafte Arbeit „am Weinberg des Herrn.“ Wenn der Bischof ein „guter“, ein „weiser“ Fürst ist, dann fällt seine allumfassende Macht nicht so sehr auf – Laien und Klerus schätzen und verehren ihn. Womöglich lässt sich mit ihm trefflich reden und offen diskutieren. Doch auch ein weiser Fürst bleibt absolutistischer Herrscher. Alles was unter ihm gedeiht, kann sein Nachfolger schon wieder zunichte machen.

Und was können die Leidenden der katholischen Kirche gegen einen Mann vom Schlage Mixas machen? Es bleibt ihnen nichts anderes als Geraune und Anpassung, Larvieren und Nichauffallen. Einen Erfolg versprechenden Kanal für ihre Unzufriedenheit haben die „Schafe“ nicht, die unter einem solchen  „Hirten“ leiden. Sie laufen Gefahr, dass ihnen das Fell geschoren und dass sie geschlachtet werden, wenn es dem Hirten gefällt.

Ganz selten ist es, dass sie – wie nun b ei Mixa – ihre Chance bekommen. Dann aber nützen auch den Untergebenen des Bischofs die Mittel, die sonst ihm zu Diensten stehen: Mobbing und Intrige. Das ist das Tragische am Fall Mixa. Vor über zehn Jahren haben Vertraute aufgeschnappt, wie er angeblich einen Priester im Urlaub homophil bedrängte. Jetzt erst hat diese lange gehütete Information Folgen. Seit langem gilt ein Alkoholproblem Mixas als offenes Geheimnis. Seine Selbstherrlichkeit und Selbstüberschätzung haben alle erleben können, die von ihm gelesen haben oder ihn im Fernsehen sahen. Doch so lange der Schein nach außen gewahrt bleiben konnte, blieb Mixa wo er war – ganz oben. Es in der Kirchenhierarchie keine eingebauten Mechanismen der Korrektur.

Bischöfe gelten via Papst als von Gott eingesetzt – wer darf an so einem Gottesvertreter herum  kritteln? Deshalb ist es in letzter Instanz die Bezugnahme auf einen absoluten Gott, der diesem Apparat im Wege steht. Es ist ein dem System Kirche innewohnender, nicht zu beseitigender Fehler.

Ulli Schauen

(Die Installation auf dem Foto wurde im Mai 2010 in Schrobenhausen ausgestellt, dem früheren Wirkungsort des Stadtpfarrers Walter Mixa – zur Website des Künstlers Wolfgang Z. Keller)

Für die Kirchen ist das Rennen schon gewonnen

ein blaues Neonkreuz  ziert Schloss Bellevue, Montage: Ulli Schauen

Ob nun Christian Wulff oder Joachim Gauck Bundespräsident wird – für die Kirchen ist das Rennen schon zu ihren Gunsten gelaufen, denn beide Kandidaten stehen auf ihrer Seite. Von Ex-Pfarrer Gauck ist dies schon allein aufgrund seiner Biografie zu erwarten, und Wulff als aktiver Unterstützer des evangeliken Missionsvereins „ProChrist“ erscheint als ein noch stärkerer Verfechter des Christentums. Bei der Nominierung der Beiden tritt zutage, wie stark konfessionelles Denken immer noch in der Politik verankert ist. Gleich nach der Nominierung von Christian Wulff als Kandidat freute sich NRW-Integrationsminister Armin Laschet öffentlich darüber, dass „endlich“ wieder ein Katholik ins höchste Staatsamt gewählt werden sollte. Bisher war Heinrich Lübke der einzige katholische Bundespräsident. Zu Wulff, der eine Tochter auf ein katholisches Gymnasium geschickt hat, halten sich die deutschen Bischöfe allerdings anscheinend bedeckt. Grund könnte sein, dass er nach seiner Scheidung wieder geheiratet hat – mangels Annulierung der ersten ehe aber nur auf dem Standesamt. Damit hat er gegen die katholischen Kirchengesetze verstoßen. Der Vorsitzende des „Arbeitskreis Engagierter Katholiken“ in der CDU, Martin Lohmann, begrüßte die Nominierung Wulffs, unter anderem mit der Begründung, Wulff sei als Katholik ein gutes Gegengewicht zur Protestantin Angela Merkel. Umgehend geriet Lohmann aber in der katholischen Szene unter Beschuss. In einer nachgeschobenen Erklärung betonte er laut kath.net, sein Verein gehe weiterhin von der „Unauflöslichkeit der Ehe“ aus und erwarte, dass sich Wulff am „christlichen Menschenbild“ orientiere. In einem Bericht über Wulffs zweite Hochzeit 2008 hatte die „Bunte“ einen Gast mit den Worten zitiert, ein Jahr später werde kichlich geheiratet, „sie haben noch etwas zu regeln.“ Wenn dies stimmt, hatte Wulff entweder eine evangelische Eheschließung oder ein katholisches Eheannulierungsverfahren – dessen oft absurden und bigotten Ablauf habe ich im Kirchenhasser-Brevier beschrieben.
Bei den Vertretern der Konfessionslosen und Humanisten herrsche  aus vielen anderen Gründen schon „Entsetzen“ über den „Wulff im Schafspelz“, berichtet Arik Platzek auf wissenrockt.de.
Dass Wulff in Niedersachsen eine bekennende Muslima zur Ministerin gemacht hat, für einen Staatsvertrag mit dem Islam eintritt und flächdeckend islamischen Religionsunterricht fordert, ist nur auf den erste Blick ein Widerspruch zu seiner Christenverwurzelung. Denn dass die Kirchenvertreter und ihre Politiker vehement gleiche Rechte für den Islam fordern ist logisch. Wie könnten sie sonst auf ihren eigenen Sonderrechten beharren?
Mal abgesehen davon, dass Ex-Pfarrer Gauck in Sachen Religion abgeklärter erscheint als jemand wie Wulff, der das schwärmerische „Evangelisieren“ und den christlichen Absolutheitsanspruch nach Art von ProChrist gutheißt – der neue Bundespräsident wird allemal dafür eintreten, dass Kirche und Staat in Deutschland weiterhin auf eine absurde Weise verschränkt bleiben wie bisher.

Kirchenmäuse und Kirchenfunktionäre im höchsten Staatsamt

Fromme Kuttenträgerin mit Nachtgeschirr und Kerze - Nippesfigur

Foto: Josep Altarriba

Sollte Ursula von der Leyen tatsächlich zur Kandidatin für das Bundespräsidentenamt nominiert werden, so wäre wieder einmal eine große Fürsprecherin der Kirchen auf dem Weg ins höchste Staatsamt. Die Protestantin von der Leyen ging als Familienministerin so weit, dass sie 2008 die Schirmherrschaft über das missionarische „Christival“ der evangelikalen Protestanten übernahm. Und 2006 lud sie zu einem »Bündnis für Erziehung« zunächst ausschließlich die beiden christlichen Kirchen ein.

Begründung war die Macht des Faktischen: 72 Prozent der nichtstaatlichen Kindergärten seien nun mal in konfessioneller Hand, sagt Frau von der Leyen. Außerdem: „Unsere gesamte Kultur gründet sich auf die christliche Kultur.“ (Kirchenhasserbrevier, S. 262).

Die Verflechtung der protestantischen Kirche mit dem höchsten Staatsamt hat eine lange Tradition. Gustav Heinemann und Johannes Rau, Roman Herzog und Friedrich von Weizsäcker waren alle in hohen ehrenamtlichen Funktionen bei den Evangelischen. Entweder sie saßen in der Synode der EKD (Herzog und von Weizsäcker, letzterer sogar im Rat der EKD) oder sie waren Vorsitzende von Evangelischen Kirchentagen (Weizsäcker – Heinemann, neben weiteren Funktionen).

Johannes Rau war, wenn wikipedia nicht irrt, sogar während seiner Amtszeit als NRW-Ministerpräsident in der Synode, dem entscheidenden Gremium der Rheinischen Landeskirche (von 1965 bis 1999) und zeitweise Stellvertreter in der rheinischen Kirchenleitun. Roman Herzog hat außerdem fünf Jahre lang (1978-1983) den Evangelischen Arbeitskreis der CDU geleitet und von 1981 bis 1994 die Wochenzeitung „Christ und Welt / Rheinischer Merkur“ mit herausgegeben.

Horst Köhler hingegen scheint seine Neigung zur Kirche erst während seiner Präsidentschaft ausgelebt zu haben, zum Beispiel mit den üblichen Besuchen auf dem evangelischen Kirchentag und Kanzelansprachen/Predigten.

Auffällig ist, dass bisher nur ein Bundespräsident katholisch war – Heinrich Lübke. Die Protestanten haben in Deutschland traditionell eine größere Staats- und Politiknähe. Von den beiden FDP-Präsidenten Theodor Heuss und Walter Scheel sind auf wikipedia keinerlei religiöse Aktivitäten vermerkt.

Rezensionen des Kirchenhasser-Breviers

Das Kirchenhasser-Brevier und eine Brille auf einem Notebook. Daneben Kaffeetasse

Foto: Ulli Schauen

Etliche Rezensionen des Buches sind online zu finden. Ob positiv oder negativ – sie werden hier vermerkt. Für Hinweise auf weitere Rezensionen ist der Autor dankbar. Stand: 12. Januar 2011.

Sebastian Pauls schreibt in seinem Blog unter  Bücherregal 1/2011:

„Vorsicht – falls Ihr loyales Mitglied einer der großen christlichen Kirchen in Deutschland seid und es auch bleiben wollt, lest nicht dieses Buch! Außer natürlich, Ihr habt kein Problem damit, zu lesen, dass die Trennung von Kirche und Staat in der Bundesrepublik weitgehend Illusion ist und die einzelnen Kirchen im Prinzip bei allem, was sie tun, nur auf eines Bedacht sind: Einfluss, Macht und Bedeutung zu behalten und vergrößern.“

Die Informationen des Fachbereichs Gesundheit und Sozialwesen No. 36 (November 2010) von ver.di bringen Leserbriefe auf die Rezension von Ausgabe 35 (s. unten): Dort schreibt Franz Schrödl: „Natürlich gibt es auch von der Kirche immer wieder mal Verfehlungen und Missstände,… Aber … Auch ver.di wird von vielen gutgläubigen Christen und Kolpingmitglierdern unterstützt.“ Johannes Ciesielski schreibt: „Menschen können die Kirche kritisieren, ja hassen… Über die Tunnelblick-Beschreibung dazu war ich erschrocken… Ich erlebe z.G. auf meiner Arbeitsstelle das freundliche, heilende Wesen einer Kirche.“ Karl-Heinz Does schreibt: „Sie werben für ein Buch, in dem im Titel offen für Hass auf die Kirchen geworben wird. Wohlbemerkt: Hass – nicht Kritik oder Ablehnung. Wie verwerflich ein solcher Titel ist, wird vielleicht deutlicher, wenn man anstelle von Kirchen z.B. Synagogen als Organisationen oder Moscheen als Organisationen von Muslimen nimmt.“

Peter Modregger sagt am 27. Oktober 2010 in „Ketzer 2.0 Podcast“  Folge 13 (http://www.ketzerpodcast.wordpress.com): „Der Titel ist das einzige Polemische … das Buch ist gar nicht polemisch geschrieben … sehr fIott geschrieben… sehr, sehr aktuell… Ich empfehle jedem Neuling und auch alten Hasen – wie ich – in Sachen Atheismus das Kirchenhasser-Brevier und hab’s auch mit großem Genuss gelesen und werde des öfteren darauf zurück kommen in meinem Blog..“ (Im Gesamtpodcast dieses Tages findet sich Modreggers Rezension bei ca. 59 Minuten)

Big John“ schrieb am 28. September 2010 auf amazon.de: „Ich finde den Begriff „Kirchenhasser“ für Buch und Autor zu reisserisch. Eher ein Buchhalter, der vieles nachweist und belegt, und auch damit durchaus schockiert. Eigentlich wusste man das alles schon irgendwie und ansatzweise, aber hier ist es nochmal schwarz auf weis. Kein Buch für „Kirchenhasser“, sondern auch oder gerade für kritische Christen in Deutschland.“

Am 19. September 2010 sendete Bayern 2-Radio eine Rezension von Monika Hendlmeier vom Bund für Geistesfreiheit: „Schauen liefert viele Zahlen und Fakten, die aber nicht trocken wirken. Er untermauert und veranschaulicht sie anhand von aktuellen Beispielen. Auch für Kenner der Materie ergeben sich neue Informationen. …  Wohltuend liest sich Schauens Sprachstil. Er versucht nicht, sich hinter möglichst vielen Fremdwörtern oder Fachbegriffen zu verstecken. Seine Ausdrucksweise ist klar und allgemeinverständlich und macht das Lesen sehr angenehm.“

In seinem Blog Glaube ist heilbar resümiert ‚Verquer‚ am, 15. September: „Insgesamt ist dem Autor eine empfehlenswerte Einführung in das Thema Kirchenkritik gelungen, die sowohl durch ihre Aktualität als auch durch ihren mehr als lesbaren Stil besticht… Selbst der informierte Atheist (ich) wird auf die eine oder andere neue Information stoßen.“

„GL“ schreibt am 8. September 2010 in den Informationen des Fachbereichs Gesundheit und Sozialwesen von ver.di: „Zahlreiche Beispiele belegen Schauens Thesen anschaulich, zeigen die Wahrheit hinter Kirchenfassaden. Alles in allem ist das Buch fundierte Anklage und fundamentale Kritik an den christlichen Kirchen, die selbst eingefleischte Christen zum Nachdenken bringen müssen.“

Feuerbringer.com erwähnt das Buch in einer anderen Rezension mit dem Satz:
„Dabei hat Ulli Schauen mit seinem Kirchenhasserbrevier gezeigt, dass man auch ein Buch im journalistischen Stil schreiben kann, und trotzdem wissenschaftlich fundiert und argumentativ unterlegt.“

Auf amazon.de schreibt „Kontrolletti“ am 24. August 2010:
„… geht es doch wohl in Wirklichkeit einerseits darum, sich an die Welle der Lehrer-/Auto-/Kinderhasserbücher anzuhängen und andererseits einfach Rabatz zu machen. Das Buch löst dieses Versprechen dann gar nicht ein. Mit einer Fülle von Quellenangaben ist es sorgfältig recherchiert und belegt. Allein, Neues kann ich kaum finden.“

Auf lovelybooks antwortet capkirki am 2. August 2010 auf die Frage nach einem guten sozialkritischen Buch, das den Glauben kritisiert:
„Sachbuch oder Roman? Bei Sachbuch den Klassiker „Der Gotteswahn“ oder aber „Das Kirchenhasser-Brevier: Ein verlorener Sohn rechnet ab“

Daniela Wakonigg schreibt in MIZ – Materialien und Informationen zur Zeit, Mitte Juli 2010: „Das Kirchenhasser-Brevier ist daher nicht nur ein hervorragendes Buch für alle kirchenkritischen Menschen, die auf 300 Seiten noch einmal geballt nachlesen wollen, warum sie eigentlich gegen die Kirche sind. Es ist vor allem das ideale Geschenk für Freunde und Verwandte, die noch immer der irrigen Meinung sind, dass Kirche doch eigentlich etwas Gutes sei.“

„ul“ schreibt am 16. Juni 2010 in den „ver.di NEWS“:
„Hass trübt den analytischen Blick und das Urteilsvermögen, insofern ist der Titel dieses Buches „Das Kirchenhasser-Brevier“ irreführend. Der Kölner Journalist Ulli Schauen recherchierte kühlen Herzens und argumentiert aus sozial- und gewerkschaftspolitischer Sicht. Dass er durch seine Herkunft aus evangelikaler Pfarrersfamilie geprägt ist, macht das faktenreiche Buch nur glaubwürdiger. Schauen liefert krasse Beispiele aus dieser arbeitsrechtlichen Parallelgesellschaft. Vor allem klärt er über das weltweit einmalige Zwangssystem der Kirchensteuern auf und entlarvt angebliche Finanzprobleme als Propaganda. Schauen beschreibt selbst kirchliche Zensur in den Medien, informiert über die kaum bekannten Konkordatsverträge, die beiden christlichen Kirchen schrankenlosen Einfluss auf Universitäten und Schulen garantieren, und erinnert an die Schuld, die sie im Nationalsozialismus auf sich geladen haben und nur unzureichend bekennen. Er weist nach, dass Anspruch und Wirklichkeit der Gottesmänner nicht nur beim Umgang mit den eigenen Belegschaften auseinander klaffen, sondern auch bei denjenigen, die der Barmherzigkeit bedürfen.“

16.6.10: Monika Hoock zieht in leser-welt.de folgendes Fazit:
Uli Schauen, der Kirchenhasser, hat ein Buch geschrieben, das an Subjektivität kaum zu überbieten ist, das aber gerade durch diese Einseitigkeit den Leser zwingt, sich mit der Materie näher zu befassen und damit auseinander zusetzen, nicht alles brav zu schlucken, was man ihm vorsetzt. Trotz aller Kritik erfüllt es seinen Zweck, nämlich aufzuklären und zum Nachdenken aufzufordern. Darüber hinaus schätze ich den Mut des Autors, so konkret und angreifbar zu einem Thema Stellung zu nehmen – eine Seltenheit in unserer Zeit.

14.6.: Ein Australier in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul mit einer ultrakurzen Videorezension des Kirchenhasser-Breviers 😉 (Quicktime-Handymovie, 3 MB) – klicken Sie auf das Bild mit dem Videoplayer!

In kreuz.net – katholische Nachrichten urteilt „Lutz Deister“ am 4. Juni 2010 zu Beginn seines  längeren Artikels über den Autor des Kirchenhasser-Breviers: „In der Einleitung beschreibt er sein Vorgehen. Er gibt offen zu, daß es ihm nicht um die Wahrheit geht. Vielmehr bewirft er die Kirche „auf bewußt einseitige Weise“ mit Dreck. Am Ende seines Haßwerkes bekennt der skrupellose Schauen sogar: „Ja, ich habe gelogen.“ Seine Methoden sind die gleichen, die Reichspropagandaminister Josef Goebbels anwendete: Lügen, Unterstellungen, Verdächtigungen, Übertreibungen und „“Hetze.“

„trelok7“ auf amazon.de>: Ulli Schauens Buch kommt just in Zeiten der Aufdeckung jahrelang systematisch verschwiegenen sexuellen Missbrauchs und des Machtwahns in der katholischen Kirche das Verdienst zu, einmal ausführlich und auch aus persönlicher Erfahrung heraus das gesamte aktuelle deutsche Kirchengeschehen zu hinterfragen. Das Buch sollte jeder gelesen haben, der in der aktuellen Diskussion fundiert mitreden will.

Der „Blasphemieblog“ hat die Rezension des Humanistischen Pressedienstes (s.u.) vom 29. Mai angeteasert und verlinkt, in der Woche danach sind dort 15 Kommentare von Usern erschienen. Manche haben das Kirchenhasserbrevier auch bereits gelesen. „Oyly“ schrieb am 31. Mai: „Das Buch ist bereits seit 2 Wochen in meinem Besitz: Liest sich nicht schlecht und enthält neben wirklich guten Argumenten und Statements eine umfangreiche Sammlung nützlicher Links.“ und „Johannes B.“ am 4. Juni 2010: „Hab grad angefangen das Buch zu lesen und muss sagen, das es die 8,95€ so was von wert ist… tolles Buch…“

Am 29. Mai 2010 schreibt Armin Pfahl-Traughber im Humanistischen Pressedienst unter anderem:
„Schauen bzw. sein Verlag hat sich selbst keinen Gefallen damit getan, sein Buch „Das Kirchenhasser-Brevier. Ein verlorener Sohn rechnet ab“ zu betiteln. So wirkt es wie ein emotional hasserfüllter und persönlich motivierter Angriff auf die Kirchen. Inhaltlich präsentiert der Autor aber überzeugende Fakten, welche die problematische Bevorzugung der Kirchen durch den Staat und den unangemessenen Anspruch auf die Monopolvertretung von Moral thematisieren. Dies geschieht am konkreten Fall und in lockerer Schreibe, wobei aber mehr das gerade zum Themenkomplex Gewusste in ein Kapitel „geworfen“ wird. Mitunter fehlen wichtige Aspekte, die aber nicht gegen die kritische Richtung des Buches sprechen, sondern sie allenfalls noch verstärken würden. Gleichwohl wirkt der gesamte Text ohne einen richtigen Anfang und ein richtiges Ende doch sehr fragmentarisch. Eine Erklärung für das Aufkommen der angesprochenen Zustände findet man darin auch nicht. Gleichwohl wirft Schauen einen kritischen Blick auf die „normalen Skandale“ der Kirche.“

Rainer Buchheim auf dubiator.wordpress.com am 25. Mai 2010: „Letztlich handelt es sich bei diesem Buch auch um eine sehr nützliche Fakten- und Beispielsammlung für die gegenwärtigen Debatten um die vielgerühmten „christlichen Werte in unserer Gesellschaft.“

Maja Strasser auf frei-denken.ch am 24.Mai 2010: „Dieses Buch dürfte insbesondere für lauwarme “Taufscheinchristen”, welche diffus glauben, dass die Kirchen “so viel Gutes tun”, sehr erhellend sein. Es bezieht sich ganz auf die deutschen Verhältnisse; leider gibt es für die Schweiz (noch) kein entsprechendes Buch.“

„Sehr interessant und voller Einsichten! Hatte so manches Aha-Erlebnis.“ schreibt der Wietzendorfer Pastor Achim Blackstein in der Xing-Gruppe „Theologie und Kirche“ am 20. Mai 2010

Andreas Müller zieht nach einer ausführlichen Rezension am 13. Mai 2010 in „Wissen rockt“ – Magazin für junge Humanisten folgendes Fazit:
„Das Kirchenhasser-Brevier ist sehr gut geschrieben, sodass man es trotz der hohen Faktendichte auf rund 300 Seiten in kürzester Zeit durchlesen kann. Es ist für jeden geeignet, der sich über den Staats-Kirchen-Pakt in Deutschland und über die Machenschaften der Kirchen informieren möchte. Ulli Schauen belegt überzeugend und gut recherchiert, welche hohen Werte die Kirchen antreiben: Macht und Geld. Zum Buch gibt es eine empfehlenswerte Website, die sich aktuell mit kirchenkritischen Themen befasst.“

„Arturek“ schreibt am 12. Mai in der Community „Metal-Glory“ unter anderem:
„Fazit: „Das Kirchenhasser-Brevier“ erscheint durchaus zur richtigen Zeit, aber es müsste viel mehr in der Presse als auch Talkshows der deutschen Medien präsent sein. Es würde so einigen „Gläubigen“ und Nichtgläubigen die Augen öffnen. Ich kann euch das Buch, auch wenn eben das Cover schrecklich geraten ist, allein wegen dem Bezug auf die überaus miesen Geschäfte der Kirchen wärmstens empfehlen.“

Im Blog „Religion für Neugierige“ schreibt Sabine Graul am 7. Mai 2010 nach einem ausführlichen Zitat über den manchmal herzlosen Umgang mit dem geistlichen Personal folgendes:

„Gefunden habe ich diese Zeilen im jüngst erschienen (o.g.) Buch. Aus einer Pfarrersfamilie stammend, hat Schauen sich von der Kirche distanziert. Und: Er spricht mir aus dem Herzen. Ich werde Auszüge aus dem Buch hier immer mal wieder vorstellen. Texte unkommentiert stehen lassen, wo sie meinen eigenen Erfahrungen entsprechen und widersprechen, wo ich andere Erfahrungen gemacht habe oder die Kritik m.E. zu kurz greift.“

Auf Amazon.de schreibt „Dieter123“ am 5. Mai unter anderem:

„Ein erhellendes, präzises Buch, das auch altgediente Schäfchen zum Nachdenken bringen wird.“

G. Reinsdorf schreibt am 27. April 2010 auf denkladen.de:
„Alles in allem bietet Schauen eine solide Einführung, gewissermaßen ein Brevier der Kirchenkritik; er spricht grundlegende Probleme an und verweist auf aktuelle Entwicklungen. Die journalistische Schreibe macht das Werk zu einer gut lesbaren Einstiegslektüre, die aber auch gut informierten „Kirchenhassern“ den einen oder anderen neuen Aspekt eröffnet. Die Behauptungen sind zudem in hunderten von Anmerkungen belegt (nur ein weiterführendes Literatur- und Linkverzeichnis fehlt).“

In seinem Blog „Zoom – das Sauerland und mehr“ schreibt Hans J. Schiebener am 27. April 2010:
„Ich … versichere, dass das “Kirchenhasser Brevier” zwar einseitige, aber dabei gute und solide Informationen zur Kirchenkritik liefert… Ulli Schauen hat ein flottes, aber nicht oberflächliches Buch geschrieben.“

Kirchentage sind keine Laienveranstaltungen

Köln 1965 XII. Deutscher Evangelischer Kirchentag Abschlußkundgebung am 1.8.1965 Im Bild von links nach rechts: Bischof Dr. Hanns Lilje, Reinold von Thadden-Trieglaff, Ehrenpräsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Bischof Dr. Otto Dibelius, Dr. W. A. Vissert Hooft, Generalsekretär des Weltrats der Kirchen, Dr. Richard Freiherr von Weizsäcker, Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages und Bundeskanzler Prof. Dr. Ludwig Erhard

Auch beim evg. Kirchentag 1965 in Köln saß die Politik in der ersten Reihe, Foto: Bundesarchiv

Kirchentage als Laientreffen zu bezeichnen, das ist bloße Kirchen-PR, mehr nicht. Abseits von dem oberflächlichen Augenschein der bunten Massenveranstaltungen ist das ein sehr idyllischer, schiefer, falscher Begriff. Immer schon war die Organisation von Kirchentag und Katholikentagen nah an der Spitze des Staates und der Kirchen. Den Ton geben studierte Theologen an, hauptamtliche Kirchenfunktionäre, Politiker und Ex-Politiker, sowie Beamte – vor allem ProfessorInnen. Einfache Laien haben nur dann eine geringe Chance in die Leitungsgremien der Kirchentage zu kommen, wenn sie langjährig als Multifunktionäre in der Kirche wirken.

Kennzeichen beispielsweise der Leitung des Münchener Ökumenischen Kirchentages 2010 ist dessen enorme Staatsnähe: Beamte und PensionärInnen allerorten. Erleichtert wird das Ganze durch großzügig gehandhabte Freistellungsregelungen in den Beamtengesetze des Bundes und der Länder (siehe Kirchenhasser-Brevier von Ulli Schauen, S. ) Wer Beamter, Beamtin oder SoldatIn ist, ist grundsätzlich frei für ehrenamtliche Tätigkeit bei Kirchen.

Eine Zählung bei Vorstand (incl. Präsidenten) und Präsidium des Ökumenischen Kirchentages 2010 ergibt:

Bei den Protestanten im Vorstand sind zwei ProfessorInnen, zwei hauptamtliche Kirchenbeschäftigte und zwei PolitikerInnen (von denen eine ebenfalls Kirchenbeschäftigte ist)
Bei den Katholiken sind im ÖKT-Vorstand drei PolitikerInnen und drei Kirchenhauptamtliche im Vorstand

Im Präsidium sieht es ähnlich aus:
Für die Protestanten sind im ÖKT-Präsidium
– drei hohe Beamte drin, davon zwei Hochschulprofessoren
– drei PfarrerInnen
– vier (Ex-) Politiker
bei den restlichen vier evangelischen Mitgliedern ist das Übergewicht der Medienvertreter interessant, was auf die Existenz des kirchlich-medialen Komplexes verweist, die im Kirchenhasser-Brevier auf Seite bis beschrieben ist: zwei öffentlich-rechtliche JournalistInnen und eine Publizistin sind dabei.

Auf katholischer Seite sitzen im Präsidium
– Sieben Vertreter des Klerus und andere Hauptamtliche in der Kirche und ihren Organisationen
– vier (Ex-) PolitikerInnen, von denen drei gleichzeitig hohen Beamtenstatus haben
– und gerade mal zwei sonstige Ehrenamtliche, beides RechtsanwältInnen

Hier ist die Liste:
Gemeinsames Präsidium des Ökumenischen Kirchentages München

1. Durch den Deutschen Evangelischen Kirchentag benannte Mitglieder:

Präsident:

Professor Dr. Dr. Eckhard Nagel, Bayreuth/Augsburg,
Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, Uni Bayreuth

Vorstand:
Hauptamtliche
.. und Politikerin:
Generalsekretärin Dr. Ellen Ueberschär, Fulda (Theologin, Grüne Politikerin)
Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, München

Politikerinnen

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt MdB, Berlin (Theologin ohne Abschluss, Grüne Politikerin)
Kultursenatorin Prof. Dr. Karin von Welck, Hamburg

Professor
Dr. Gerhard Robbers, Trier – (Professor, u.a. Kirchenrecht) Forschungsfreisemester

Präsidiumsmitglieder:
Beamte:

Professor Dr. Michael Heinig, – Kirchenrechtler an der Uni Göttingen
Dr. Simone Schwanitz, Mainz (KMK Bonn, Regierunsdirektorin im Wissenschaftsministerium Mainz)
Dr. Günter Ruddat, Bochum (Theologie evg. FH)

Hauptamtliche:

Pastorin Anne Gidion, Hamburg
Pfarrerin Andrea Wagner-Pinggéra, München
Pfarrer Dr. Andreas Löw, Korntal-Münchingen

Politiker:

Direktor i.R. Volker Hufschmidt, Willich (SPD-Politiker)
Ministerpräsident a.D. Dr. Reinhard Höppner, Magdeburg – CDU-Politiker
Staatssekretär a.D. Wolf-Michael Catenhusen, Berlin, SPD
Politiker Steffen Reiche MdB, Berlin, SPD

Ehrenamtliche:

Buchautorin Dr. Beatrice von Weizsäcker, München
Pensionärin Heidi Schülke, Coburg (kirchliche Multifunktionärin)
Davon zwei aus dem Öffentlich-rechtlichen Radio:
Journalistin Öffentlich-rechtlich Ulrike Greim-Haspel, Weimar (Thüringen-Korrespondentin des Deutschlandradio Kultur)
Journalist Öffentlich-rechtlich Dr. Johannes Weiß, Baden-Baden (Programmchef des Kulturradios SWR 2)

2. Durch das ZdK benannte Mitglieder:
2.1 Präsident:
(Ex-) Politiker Alois Glück, Hörzing, Traunwalchen

2.2 Vorstand:
Hauptamtliche.
Erzbischof von München und Freising Reinhard Marx, München
Generalsekretär des ZdK Dr. Stefan Vesper, Bonn
Vizepräsidentin Dr. Claudia Lücking-Michel, Bonn – ZdK, Generalsekretärin des Cusanuswerks (katholische Studienförderung)

Politiker
Dr. Christoph Braß, Berlin – Ministerialrat im Bundesbildungsministerium
Professor Dr. Alois Baumgartner, München – emeritierter Theologieprofessor

Präsidiumsmitglieder:
Hauptamtliche Kirchenbeschäftigte, Klerus:
Elisabeth Bußmann, Haltern – Leiterin einer Bildungsstätte der Katholischen Arbeitnehmerbewegung in Haltern
Alois Wolf, Erfurt – Stellvertretender Diözesancaritasdirektor im Bistum Erfurt
Bischof Dr. Gebhard Fürst, Rottenburg
Bischof Dr. Gerhard Müller, Regensburg
Dirk Tänzler, Düsseldorf BKDJ-Bundesvorsitzender
Dr. Armin Wouters, München – Angestellter des Erzbistums München und Freising
Generalvikar Dr. Robert Simon, München

Politiker:
Bayerischer Staatsminister der Finanzen Georg Fahrenschon, München
Politiker und Beamter Dr. Albert Maximilian Schmid, Nürnberg (SPD) – Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
Karin Kortmann, Düsseldorf – Bis 2009 SPD Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, BMZ
Professorin Dr. Dorothea Sattler, Münster Theologin, Ökumenisches Institut – das Institut verzeichnet für das Sommersemester 2010 keine Lehrveranstaltungen von Frau Sattler

Ehrenamtliche:
Susanne Bühl, Würzburg (Rechtsanwältin?)
Hans-Georg Hunstig, Paderborn (Rechtsanwalt und Notar)

Benannt durch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK):
Hauptamtlicher Erzpriester Radu Constantinos Miron, Brühl (Griechisch-Orthodox)
Hauptamtliche Pfarrerin Barbara Rudolph, Frankfurt am Main (Geschäftsführerin der ACK)
Ehrenamtlich Irmgard Stanullo, Nürnberg – ernährt sich als Referentin in Kirchlicher Bildungsarbeit (Baptistin)

(Das Gremium besteht aus insgesamt 43 Mitgliedern: den Mitgliedern des Gemeinsamen Vorstandes, je zwei Vertretern der gastgebenden Kirchen, je zwölf von DEKT und ZdK ernannten Mitgliedern sowie drei Vertreter aus anderen Kirchen, die in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) organisiert sind.)
Quelle für die Namen

Ein Vaterunser für Margot Käßmann

junge Frau in ehrfürchtiger Gebetshaltung

Foto: JR Goleno

Während der katholische abgetauchte Walter Mixa in der Schweiz leise über Schleimbeutelprobleme klagt, ist die evangelische St. Margot Käßmann wieder da. Eine interessante Situation: Während die katholische Kirche mittlerweile schon fast in Sack und Asche geht, könnte man bei den Protestanten mit dem Titel eines alten Bestsellers des Feminismus ausrufen: „Die Scham ist vorbei“.

„Hosianna!“ für St. Margot ruft die Menge der Gläubigen – „Kreuziget ihn!“ für einen störrisch erscheinenden alten Bischof.

Gerade mal 100 Leute finden am Mittwoch, 12.5., Platz in der Buchhandlung Hugendubel am Münchener Marienplatz, wenn sie dort über ihr neues Buch referiert, das sich mit dem Vaterunser beschäftigt. Nit publikumswirksamem Massenauflauf der Ökumene-Schafe ist zu rechnen,

Predigen, Referieren, auf Podien sitzen will sie in der Buchhandlung beim Ökumenischen Kirchentag, aber keine Interviews geben, das hat die ausgenüchterte, aber weiterhin selbstbewusste Ex-Bischöfin laut Süddeutscher Zeitung vor. Ob es damit zu tun hat, dass sie sich schämt? Wohl kaum. Eher hat sie Angst vor Häme und hinterlistigen Fragen. In einem Dankesschreiben an alle, die ihr die 2.600 zustimmenden Mails, Karten und Briefe geschickt haben, hatte sie über unfaire Behandlung der Medien geklagt.

Mixa, der Aufbrausende, ist zum Schweigen gezwungen. Aber die andere Ex-Bischöfin schweigt nicht – sie palavert weiter vor ihrer angestammten Fangemeinde. Beim Ökumenischen Kirchentag wird sie bei genau dem guten Dutzend Veranstaltungen auftreten, für die sie schon als Bischöfin
gebucht war. Welche christlich-protestantische Rolle wird die Alkoholsünderin wohl einnehmen?

Meine Vorhersage für die Buchhandlung Hugendubel am Marienplatz: Käßmanns Botschaft wird eine Mischung aus Demut und Überfliegertum sein: „Ich bin Euer Vorbild, gerade deshalb weil ich zugebe, dass ich auch nichts besseres bin als ihr.“

Sie kann es ja theologisch ausdrücken – mit dem Vaterunser ausdrücken.
– „Wir alle sind auf Gottes Vergebung angewiesen“ (Zeile 7 des Vaterunser, über das Frau Kässmann nun ein Buch geschrieben hat),
– „aber bitteschön: jetzt sollt ihr mir auch vergeben (ich vergebe Euch ja auch)“ (Zeile 8).

Helfen wir ihr, der Versuchung zu widerstehen (Zeile 9), als die St. Margot des Protestantismus wieder aufzuerstehen?
Oder können wir helfen, sie von dem Übel zu erlösen (Zeile 9), in aller Kraft und Herrlichkeit (Zeile 11) ?

Kölner Bürgerzentrum: Kirchenkritik nicht erwünscht

Zugemauerte Tür

Foto: Michal Zacharzewski

Das Kölner Bürgerzentrum Alte Feuerwache (BAF) möchte in seinen Räumen keine kirchenkritischen Veranstaltungen zulassen. Deshalb wurde die Vermietung eines Raumes für die Release-Party des Kirchenhasser-Breviers zunächst abgelehnt. Eine kirchenkritische Veranstaltung der Organisation IBKA mit Carsten Frerk am 17. April 2010 sei im BAF nur versehentlich zugelassen worden, sagte die BAF-Verantwortliche Anne Grose dem Autor Ulli Schauen – nur unter Hinweis auf den Frerk-Vortrag wurde auch seine Buchvorstellung genehmigt. Doch der Veranstalter verzichtete, und schickte am 15. April dem Bürgerzentrum folgende Protestmail:

betreff: Kirchenhasserbrevier im BAF – Nein Danke
15. April 2010
An Frau Anne Grose,
Bürgerzentrum Alte Feuerwache Köln (BAF)
per Mail

Sehr geehrte Frau Grose,

gestern haben Sie mir telefonisch mitgeteilt, dass die in Ihrem „Offenen
Treff“ geplante Release-Party und Buchvorstellung meines
„Kirchenhasserbrevier“ nicht im BAF stattfinden kann. Das Bürgerzentrum
Alte Feuerwache (BAF) wolle weder religiöse noch kirchliche noch
antikirchliche Veranstaltungen in seinem Hause haben, so Ihre Aussage.

Ich habe Sie dann darauf hingewiesen, dass einige Tage vor der geplanten
Buchvorstellung der Internationale Bund der Konfessionslosen und
Atheisten im BAF am Samstag, 17. April 2010, eine kirchenkritische
Veranstaltung mit dem Autor Carsten Frerk durchführt, mit dem Titel „Den
Seinen gibt’s der Herr vom Staat“. Siehe http://www.ibka.org/node/967

Diese Veranstaltung hätte im BAF nicht zugelassen werden dürfen, sagten
Sie mir dann. Da sei ein Versehen passiert. Nur wegen dieses Versehens
wollten Sie dann auch meine Veranstaltung in Ihre Räume lassen.

Nun ist es mir aber als Gastgeber einer Veranstaltung lieber, auch
selbst gern gesehener Gast am Veranstaltungsort zu sein. Nur
ausnahmsweise geduldet zu werden, weil die Raumvermieter nach eigener
Auffassung einen Fehler gemacht haben – da kommt keine Partylaune auf.
Ich sage Ihnen deshalb hiermit ab. Sie können an diesem Abend
anderweitig über den „Offenen Treff“ verfügen.

Der Vorgang hat aber auch eine allgemeine zivilgesellschaftliche
Bedeutung, und ich werde ihn deshalb öffentlich machen.

Ich halte es für sehr bedenklich, wenn ein Bürgerzentrum grundsätzlich
keine kirchenkritischen Veranstaltungen in seinen Räumen dulden will. Wo
sonst sollten diese stattfinden als im selbst organisierten Raum der
Bürgergesellschaft? Nur in Kneipen und anderen kommerziellen Räumen? Die
Kirchen selbst verfügen über eine große Zahl von Veranstaltungsräumen;
die sind nicht auf Bürgerzentren angewiesen.

Ihre Grundsätze in Sachen Religions- und Kirchenkritik widersprechen
zudem den Zielen der Alten Feuerwache.

Sie haben nach Ihrer Selbstdarstellung den Anspruch, zu „kritischer
Auseinandersetzung“ anzuregen, und „zentraler Treffpunkt“ zu sein für
eine „Vielzahl parteiunabhängiger politischer und kultureller Gruppen“,
die „alternative Konzepte“ erarbeiten und nach „draußen“ tragen.

Ich finde, mein Buch mit seinen Recherchen zur kritikwürdigen
gesellschaftlichen Rolle der Kirchen in Deutschland passt exzellent zu
diesen Ansprüchen. Die Ziele des selbsverwalteten BAF verlieren an Wert,
wenn sie ausgerechnet vor kirchlichen Themen halt machen und Kirchen-
und Religionskritik ausklammern.

Seien Sie versichert, dass meine Absage nichts mit den Kosten der
Raummiete zu tun hat – das soeben gefundene Ausweichquartier für die
Buch-Releaseparty nimmt für die Veranstaltung Gebühren in ähnlicher Höhe
wie Sie.

beste Grüße
Ulli Schauen

Friedrich Tillmann – ein Euthanasie-Christ

Buchcover: Ich habe aus Mitleid gehandelt" über Friedrich Tillmann, von Klaus SchmidtAm 20. Mai 2010 stellt der Kölner Autor Klaus Schmidt die Biografie eines wahren Christen und Nazis vor, den sein christliches Menschenbild nicht daran hinderte, die Tötung von angeblich „lebensunwertem Leben“ zu organisieren.

Klaus Schmidt

„Ich habe aus Mitleid gehandelt“

Der Kölner Waisenhausdirektor und
„Euthanasie“-Beauftragte Friedrich Tillmann (1903-1964)

Metropol Verlag
Berlin 2010 (Mai)
ISBN 978-3-940938-71-8.
19,00 Euro
Das Buch bei Amazon bestellen
Der christlich geprägte Nationalsozialist Friedrich Tillmann, der in Köln als Waisenhausdirektor jüdische Kinder schützte, wirkte 1940/41 in Berlin als Büroleiter bei der geheimen „Aktion T4“ mit. Der ersten zentral organisierten NS-Massenmordaktion fielen in Heil- und Pflegeanstalten mehr als 70 000 Kranke und Behinderte zum Opfer.

Nach 1945 arbeitete Friedrich Tillmann unbehelligt als Heimleiter in Opladen, Wolfsburg und Castrop-Rauxel. Die Enthüllung seiner Berliner Tätigkeit traf die Öffentlichkeit 1960 „wie ein Blitz aus heiterstem Himmel“ (Westfälische Rundschau). 1964 fand der wegen Beihilfe zum Krankenmord Angeklagte kurz vor Prozeßbeginn durch den Sturz aus einem Kölner Hochhaus den Tod. Klaus Schmidt präsentiert aufgrund von Archivmaterial und Kontakten mit Tillmanns Sohn ein Buch, das alle wesentlichen Aspekte von Tillmanns Leben im Kontext der Zeit berücksichtigt.

Klaus Schmidt, *1935, Theologe und Historiker, schrieb politische Sachbücher und Biografien, u.a. über den 1848er Armenarzt Andreas Gottschalk und den katholischen Arzt Franz Vonessen, der Mitarbeit bei NS-Zwangssterilisationen verweigerte (Greven Verlag Köln).

Presse-Vorstellung: Dienstag,18. Mai 11 Uhr im NS-Dokumentations-Zentrum
durch dessen Direktor Dr. Werner Jung.

Lesung/Vortrag: Donnerstag, 20 Mai, 20 Uhr im NS-Dokumentations-Zentrum

NS-Dokumentationszentrum
Appellhofplatz 23-25
50667 Köln
0221/221-26338
www.nsdok.de
nsdok /klammeraffe/ stadt-koeln.de

Hier ist das Inhaltsverzeichnis dieses Buches und die Einleitung dazu:

Inhalt

Einleitung………………………………………..……………………………………………2

I. Vom Jugendführer zum Waisenhausdirektor 4
Werdegang in (Köln-)Mülheim………………..………………………………………………….4
Völkische und Bündische Jugendarbeit………………………………………………………..5
Der Vormarsch der NSDAP und die „Machtergreifung“…………………………..………….8
Zwischen Kirche und Partei – Tillmanns Engagement für die Waisen………………………11

II. Vorstufen der „Euthanasie“
„Lebensunwertes Leben“…………………………………………………………………… 15
Propagandisten der „Eugenik“………………………………………………………………..17
Die Zwangssterilisation der „Ballastexistenzen“…………………………………………….18

III. Der geheime Auftrag 20
Büroleiter der „Aktion T4“……..……………………………………………………………. 20
Religiöse „Gnadentod“-Ideologen……………………………………………………………24
Der Wirkungskreis des Schreibtischtäters…………………………………………………….26
Das Schweigen der Reichsjuristen……………………………………………………………32
Proteste gegen die „Euthanasie“-Aktion..…………………………………………………….33

IV. Letzte Kriegsjahre 38
Schutz und Evakuierung der Kinder…………………………………………………………..38
Zuflucht im Kloster Steinfeld..…………………………………….…………………………40
Kriegdienst und Geheimauftäge………………………………………………………………43

V. Zwischen Entnazifizierung und Strafverfolgung 44
Entnazifizierung in Köln………………………………………………………………………44
Solidarische Sorge……………………………………………………………………………45
Entlastungszeugnisse…………………………………………………………………………46
Urteile in Ärzteprozessen………………………………….….………………………………49
Die Schatten der Vergangenheit………………………………………………………………52
Das zähe Ringen um die Entnazifizierung………… …………..……………………………57

VI. Eine neue Existenz 60
Zwischenstation Opladen…………………..…………………………………………………60
Wolfsburg………………………………………………………………………………………63
„Schlußstrich“-Profiteure……………………………………………………………………….64
Im Fadenkreuz der Ermittler…….……..…………….…………………………………………68

VII. Die Anklage 75
Die Verhaftung………………………………………………………………………………..75
Das Ringen um Haftverschonung….…………………………………………………………80
Die Mord-Anklage…………………………………………………………………………….83
Das Ende………………………………………………………………………………………86

Die Schonung der Täter und die Missachtung der Opfer……………………………………..88 Gedenken………………………………………………………………………………………..93

Literatur……………………………………………………………………………………..100
Personenregister……………………………………………………………………………..106
Ortsregister………………………………………………………………………………….107
Abkürzungen……………………………………………………………………………….109

Einleitung

Friedrich Tillmann, Handwerkersohn aus (Köln-)Mülheim, christlich motiviert und sozial engagiert, war bis zum Ende des „Dritten Reichs“ anfänglich begeistertes, später unbequemes Mitglied der NSDAP und Waisenhausdirektor in Köln. Bis in die Nazizeit hinein pflegte der von Bündischer Jugendarbeit Geprägte internationale Kontakte. Er bewahrte jüdische Waisenkinder und einen „Negermischling“ vor dem Zugriff des NS-Regimes und wehrte sich erfolgreich gegen die Entlassung der Nonnen und die Entfernung von Kruzifixen aus dem Waisenhaus in Köln-Sülz. In den 1950er Jahren wurde er Leiter eines Berglehrlingsheims in Castrop-Rauxel und Mitglied einer katholischen Pfarrgemeinde, deren Kirchbau er förderte.
Zugleich unterstützte dieser fürsorgliche Waisenhausdirektor 1940 und 1941 als nebenamtlicher Büroleiter einer Berliner „Euthanasie“-Zentrale NS-Ärzte, die Geisteskranken „den Gnadentod gewährten“. Eine geheime Staatsaktion. Mehr als 70 000 Patienten und Patientinnen psychiatrischer Anstalten fielen zwischen 1940 und 1941 der ersten zentral organisierten Massenvernichtungsaktion im Nationalsozialismus zum Opfer. Nach Protesten aus der Bevölkerung wurde die Aktion zwar offiziell im Sommer 1941 beendet, aber danach dezentral im Osten weitergeführt. In deutschen Anstalten und Kliniken mordete man ohne Gas insgeheim weiter. Nach Schätzungen wurden bis Kriegsende mehr als 200 000 Patientinnen und Patienten durch Gas, Medikamente, Nahrungsentzug oder Injektionen getötet.
Danach wurden in den Nürnberger Prozessen einzelne Haupttäter verurteilt, viele andere tauchten unter. Erst als 1959 ein Hauptverantwortlicher, der „Obergutachter“ Professor Dr. Werner Heyde alias Sawade entlarvt wurde, kamen erneut Prozesse in Gang.
Auch Friedrich Tillmanns Vergangenheit wurde nun aufgedeckt. Die Nachricht seiner Verhaftung im Juli 1960 schlug wie eine „Bombe“ ein, kam „wie ein Blitz aus heiterstem Himmel“.1 „Es ist ein und derselbe Friedrich Tillmann“, so die Westfälische Rundschau, „dieser anerkannt qualifizierte Fachmann auf dem Gebiet der Fürsorgearbeit, dieser Leiter der Gruppe ‚Heimerzieher’ in der Aktionsgemeinschaft Jugendschutz, dieses Mitglied des Kirchenvorstandes von St. Barbara.“2 Im Februar 1964, sechs Tage vor Prozesseröffnung, stürzte er aus dem achten Stock eines Kölner Bürohauses, einen Tag später nahm sich Werner Heyde im Gefängnis das Leben.
Wie konnte ein sozial engagierter und christlich geprägter Mensch wie Friedrich Tillmann diesen Weg gehen? Von der städtischen Fürsorge für Waisenkinder zur wenn auch nur kurzzeitigen Mithilfe bei NS-Krankentötungen – und wieder zurück in soziale Arbeit? Eine Analyse seiner Worte und Taten im Kontext der Zeit, in der er lebte, kann helfen, Antwort auf diese Frage zu finden.
Längst vor dem „Dritten Reich“ wurde über „lebenswertes“ und „lebensunwertes Leben“, über Sterbehilfe und „Gnadentod“ heiß diskutiert. Auch nach 1945 sprachen sich viele Menschen noch für „Euthanasie“ aus. Zehn Jahre nach Tillmanns und Heydes Tod führte das Allensbacher Institut eine repräsentative Umfrage durch. Die Frage lautete: „Es gibt ja immer wieder Menschen mit schweren geistigen Schäden, die praktisch dazu verurteilt sind, das ganze Leben hinzudämmern. Deshalb hört man ja manchmal, es wäre das Beste, solchen Kranken ein Medikament zu geben, damit sie nicht mehr aufwachen. Wären Sie dafür oder dagegen, daß Ärzte in einem solchen Fall das Leben der Kranken beenden können?“3 38 Prozent der Befragten waren dafür. Bis in die Gegenwart führen ähnliche Umfragen sogar zu noch höheren Prozentzahlen.4
Grenzen werden respektiert oder missbraucht. Die Frage nach der Grenze des Erlaubten ist uralt und bleibt hochaktuell. Eine Krankenschwester setzt einem ahnungslosen alten Patienten eine tödliche Spritze. Die Öffentlichkeit reagiert entsetzt, denkt an Euthanasie.
Vorschnelle Vergleiche sind unangebracht, doch Erinnerungsarbeit kann die Bereitschaft und die Fähigkeit verbessern, in Grenzsituationen verantwortungsvoller zu handeln.
Im Brennpunkt solchen Gedenkens gebührt den Opfern die größte Aufmerksamkeit, danach auch den Tätern. Die Zwangssterilisierten und nachfolgend die getöteten angeblich oder wirklich unheilbar Geisteskranken gehören neben homosexuell lebenden Menschen, Kommunisten und Sinti und Roma zu einer fast vergessenen Opfergruppe aus der NS-Zeit. Doch auch die für die meisten Zeitgenossen unangenehme Erinnerung an die Täter ist unverzichtbar. Sie fielen in einer vom mörderischen Wahn gezeichneten Zeit aus ihrem „normalen“ Leben heraus und fielen zugleich ihrer Begeisterung über die Erfolge des „Führers“ und seiner Gefolgsleute anheim, die Widerstandskraft gegen die Unmenschlichkeit des totalitären Systems kaum aufkommen ließ. Mediales Interesse konzentriert sich nach wie vor auf Hauptkriegsverbrecher – allen voran den „Führer“. Die für die „Euthanasie“ von Geisteskranken im eigenen Land Verantwortlichen und die einst gegen sie angestrengten Prozesse sind fast nur noch Fachleuten bekannt5 – und von den Opfern spricht fast niemand mehr. Nicht zuletzt ihnen soll mit diesem Buch die Aufmerksamkeit gewidmet werden, die ihnen außerhalb ihrer Familien und mancher Gedenkstätten zumeist versagt wird. Auch in diesem Zusammenhang gilt: Jede neue Biographie, jeder authentische Bericht aus der NS-Zeit kann Menschen erreichen und schon deswegen „ein Gewinn für die politische Kultur der Gegenwart und das politische Bewußtsein kommender Generationen“ sein.
Nichts wäre ungerechter, als Friedrich Tillmanns Biographie auf die Zeit seiner Tätigkeit in der Berliner „Euthanasie“-Zentrale zu reduzieren. Dies ist in den bisherigen, meist kurzen Erwähnungen seines Lebens fast ausnahmslos der Fall. Nur eine möglichst genaue Erfassung seiner gesamten Existenz kann seine verhängnisvolle Grenzüberschreitung begreiflich machen. Unverzichtbar waren für mich dabei Recherchen im Hessischen Hauptstaatsarchiv, im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und im bis 2008 noch unzerstörten Kölner Stadtarchiv.
Friedrich Tillmanns Sohn Ekkehart hat mit einer Vielzahl von Unterlagen und familiären Erinnerungen das Zustandekommen dieser Biographie wesentlich unterstützt. Zwei Freunden habe ich besonders zu danken: Dr. Damian van Melis für hilfreiche Informationen und Anregungen, Dr. Peter Klein für sorgfältige Lektüre des Textes.
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Personenindex zum Kirchenhasserbrevier – nach Vornamen

Der Personenindex zum Kirchenhasserbrevier von Ulli Schauen (Heyne Verlag, April 2010)  – nach Vornamen

„Mehmet“, Fall 78

Abraham 241, 250

Adolf Hitler 11, 47, 49, 79, 134ff., 143f., 147, 151, 159f., 163

Albert Stohr 160

Albrecht von Mutius 87

Alexander von Pechmann 238f.

Alfred Delp 136

Alfred Rosenberg 137

Alhaji Haruna Abdullahi 93

Alois Glück 9, 74, 77, 230, 264

Andrew Schäfer 214, 234

Angela Merkel 262

Angelika Dörfler-Dierken 80

Angelika Klein-Beber 97f., 102

Annette Bassler 172f.

Anton Scharnagl 135

Archimedes 261

Arnd Brummer 166f.

August Marahrens 158, 160

Barbara Sommer 46

Bekir Alboğa 249

BenitoMussolini 49

Bernhard Kaster 272

Bettina Schausten 170

Bill (William) Clinton 280

Blase, Familie 39

Bubeck, Ulrich 186

Buddha 261

Carl Ursprung 86

Carola Blum 199

Carsten Frerk 23f., 193

Christian Tölken 184

Christian Wulff 245

Clemens August Graf von Galen 136, 155

Damberg, Prof. 182

Dario Castillon Hoyos 232

Deuterojesaias 261

Diakonissen 150, 179f.

Dietrich Bonhoffer 136, 163f.

Dinesh Petrus Regamy Thillainathan 236

Dirk Garbers 281

Edith Stein 136, 144f., 162

Edmund Stoiber 75

Eduard Kopp 167ff., 178

Elisabeth von Welck 161

Elmar Theveßen 170

Engelbert Dollfuß 49

Ernst Beysiegel 169

Ernst Flatow 146f.

Ernst Klee 139

Fatma Kuş 61, 64, 68

Frans De Waal 257

Franz Freericks 36

Franz Hain 25f., 100

Franz-Josef Strauß 87

Franz-Peter Tebartz-van Elst 202

Friedolf  Lappen 276, 284

Friedrich Fuckel 149, 157

Friedrich Geß 148

Friedrich Schorlemmer 78

Friedrich von Bodelschwingh 136, 179ff., 192

Fugger 34

Gabriele Schauen-Quint, 42, 58f., 122f., 218, 227, 273

Gabriele Spieker 218

Georg Klein 80

George Bush 83

Gerd Lüdemann 241ff.

Gerda Dröge 116f.

Gerhard Czermak 49, 172

Gerhard Fürst 202

Gerhard Kern 85

Gerhard Ludwig Müller 21, 202, 240

Gerhard Schorsch 153f.

Gisbert Greshake 228

Gregor Maria Hanke 190

Gudrun Fenger 104

Günter Beckstein 78

Hanna Renate Laurien 120

Hans Christian Knuth 251

Hans Engel 63, 65f.

Hans Harmsen 149f.

Hans Prolingheuer 148, 158, 161

HansMeiser 138f., 158

Harald Brand 84f.

Hartmut Hühnerbein 186

Hartmut Zapp 40f.

Hartmut Zielinski 202f.

Heiner Meyer zu Lösebeck 187

Heinz Josef Algermissen 202

Heinz Kühn 120

Helmut Kohl 83, 119

Heraklit 261

Herbert Leuninger 68

Hermann Künne 211

Hermann Kunst 33, 38f., 79, 255

Hiob 273

Homer 261

Horst Wessel 139

Hubert Kordecki 199ff.

Ignatius Ayau Kaigama 93f.

Jan Assmann 258ff.

Jens Petersen 53

Joachim Meisner 12, 43, 82ff., 202, 232, 236, 254ff., 260

Johannes Baptist Dietz 161

Johannes Rau 120

Johannes Schauen 122

Johannes Zimmermann 247

Jörn Erik Gutheil 29, 61ff., 65f.

Josef Ackermann 176

Josef Frings 160

Josef Schröteler 133

Josef Wille 156

Joseph Kennedy 282

Joseph Ratzinger 200, 255, 263, 266, 269, 284

Julio Goslar 148f., 157, 161

Jürgen Grossmann 278

Jürgen Keimer 173f.

Jürgen Rüttgers 262

Kaiser Franz I. 51

Karin Wolff 129

Karl Barth 136, 142, 203

Karl Euler 147

Karl Jaspers 260ff.

Karl Jüsten 286

Karl Lehmann 253

Karl Schmidt-Rottluff 128

Karl-Heinz Bierlein 184

Karlheinz Götz 188ff.

Katrin Göring-Eckardt 78, 245

Khalil Gibran 267

Kiko Arguella 232f.

Klaus Kühlwein 144

Konfuzius 261

Konrad Adenauer 79, 85, 205

Kurt-Werner Pick 61, 63, 217, 273

Lambert Schauen jun. 42, 58, 87f., 118, 122, 178, 227, 273

Lambert Schauen sen. 118, 141f., 146, 163, 169, 224f., 233, 268

Laotse 261

Ludwig Müller 137, 140

Majella Lenzen 203

Manfred Becker-Huberty 84

Manfred Josuttis 216

Manfred Kock 62

Marcus Wegner 85

Margot Käßmann 185, 226, 251, 258, 263, 271ff.

Marina Willeke 195f.

Martin Braune 136, 154, 182

Martin Dutzmann 86

Martin Luther 12, 28, 32, 37, 54, 70, 79, 91, 124, 138f., 212, 274

Martin Niemöller 136

Matthäus 193

Matthias Weinzierl 67

Max Adolph Wagenführ 157

Maximilian von Bayern 55

Michael Behrendt 191, 195

Michael Faulhaber 144, 151

Michael Schulz 237

Michael Tiedje 105

Miklas Nuszer 236

Mildred Scheel 202

Monika Herrmann 100f.

Moses 241, 259f.

Napoleon Bonaparte. 51

Navid Kermani 252

Norman Schwarzkopf 82

Obiora Ike 90

Olaf Werner 37

Ole von Beust 245

Oskar Söhngen 148

Otto Buurmann 150

Otto Dibelius 48

Papst 9f., 14, 41ff., 55f., 83, 135, 137, 143f., 163, 177, 199, 203, 212, 229, 231, 235, 237, 240, 253, 262ff., 266f., 269, 275, 277, 281, 284

Papst Benedikt XVI 176f., 203, 253, 255, 266

Papst Leo VIII. 264

Papst Paul VI. 83

Papst Pius IX. 264

Papst Pius VI. 264

Papst Pius XI 143

Paul Schulz 212

Paulus 168, 248, 269

Peter Akinola 94

Peter Alexander 280

Peter Frey 170

Peter Hahne 170

Peter Kollas 202

Peter Steinacker 253

Peter Wensierski 182

Petra Riege 210

Platon 261

Pontius Pilatus 146

Rainer Brandl 91

Reiner Haseloff 77

Reinhold von Thadden 161

Robert Enke 226

Roland Koch 253

Shadrack Manyiewa 91

Shary Reeves 175

Sheila Rauch Kennedy 282

Siegmund Gottlieb 85

Stefan Hippler 203

Stephan van Dongen 85

Susanne Breit-Keßler 170

Theo Zwanziger 226

Theophil Wurm 136, 146, 154, 158

Theresia Heimerl 167

Thomas (Tom) Buhrow 84

Thukidides 261

Traugott Jähnichen 182f.

Udo Lindenberg 175

Ulrich Harbecke 229

Ulrich Lota 251

Ulrich Parzany 234f.

Ulrich Pohl 192

Ulrike Cyganek 215f.

Ursula Thilmany-Johannsen 173

Ursula von der Leyen 262

Uta Ranke-Heinemann 138, 240

Uwe Michelsen 174f.

Viva Volkmann 37

Walter Kasper 9, 269f.

Walter Mixa 85ff., 230, 255

Werner Fries 189f.

Werner Kalisch 205

Wilhelm Busch 163, 169, 234

Wilhelm Emmanuel von Ketteler 130

Wilhelm Frick 142

Wilhelm Marx 131

Willi Graf 80, 155, 162

Wolf Graf Baudissin 80

Wolfgang Böckenförde 263

Wolfgang Bosbach 249

Wolfgang Huber 125f., 185, 256, 262f., 286

Wolfgang Schäuble 78

Wunnibald Müller 228

Yesim Faida 196f.