Was das Bild des Christenmenschen von der Natur und vom Menschen ist, das muss man sich leider mühsam zusammensuchen. Einen kleinen Mosaikstein dazu hat nun die Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz beigetragen. Sie weiß ganz genau, warum Gott den geplanten Nationalpark im nördlichen Schwarzwald nicht möchte: Weiterlesen
Kategorie-Archiv: Gesellschaft und Wirtschaft
Menschlich – so einfach ist das
Das Christentum taugt nicht mehr so gut als Werbeargument für die Mitmenschlichkeit der Kirchenkonzerne.
Diakonie und Caritas haben das längst gerochen. „Menschlich. Bethel“ verspricht das Werbeplakat, nicht „Christlich. Bethel“, nicht „Protestantische Ethik. Bethel“. Der Pflegekonzern „Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel“ wirbt in der Vorweihnachtszeit 2010 um Spenden und Kunden mit einfachter Mitmenschlichkeit. Eine positive Tendenz – die Überheblichkeit der Christenmenschen gegenüber anderen Sozialunternehmen, ob nun kommerziell oder gemeinnützig, verschwindet allmählich. Allerdings nähern sich auch die Arbeitsbedingungen dem Rest der Welt an. Längst ist es kein Privileg mehr, bei Kirche, Diakonie und Caritas zu arbeiten. Lohndumping, Leiharbeit, Auslagerung von ganzen Abteilungen in andere Unternehmen bei verschlechterten Arbeitsbedingungen. All das ist Alltag – auch in Bethel bei Bielefeld? Menschlich?
Kirchenhasser und -Liebhaber im ZDF
Am Donnerstag, 26. August 2010, ist Kirche ein Thema in der einstündigen ZDF-Talksendung „Markus Lanz“ (Die Sendung wurde von Mittwoch auf Donnerstag verschoben). Über „Kirche – Fluch oder Segen?“ sprechen dort miteinander Bischof Andreas Laun und „Kirchenhasser“ Ulli Schauen. Berührungspunkte mit der Thematik haben auch die beiden anderen Gäste, Desiree Nick und Katharina Saalfrank. Ab 23.00 Uhr sind im ZDF zu sehen und zu hören:
- Andreas Laun, Weihbischof in Salzburg, der es für nicht abwegig hielte, wenn es Gott war, der die Loveparade gestraft hätte, weil sie „objektiv Sünde und eine Einladung zur Sünde“ sei.
- Desiree Nick, Kabarettistin, die früher mal Religion gelehrt hat
- Katharina Saalfrank, bekannt als rtl-“Supernanny“, eine Pfarrerstochter, die sich in Ihrem Elternhaus wohl gefühlt hat
- Ulli Schauen, Autor des Kirchenhasser-Breviers.
Die Sendung ist ab Freitag auch online in der ZDF-“Mediathek“ zu sehen.
Ankündigungstext der Redaktion von Markus Lanz auf ZDF.de
Profane Gründe (2): Die Immobilien
Lange hatten Maria J. und Niko S. mit ihren beiden Kindern nach einer neuen, erschwinglichen Bleibe gesucht. Und endlich ihr Traumhaus gefunden: erschwinglich, renovierungsbedürftig, mit eigenem Garten. Doch dann lud der örtliche Pfarrer das Paar zu einem intensiven Gespräch ein. Nur nach einer intensiven Befragung über ihre religiöse Einstellung durften die beiden das Haus kaufen – denn das Haus steht auf einem Kirchengrundstück, das die katholische Kirche an die Eltern der Verkäuferin vor knapp 60 Jahren verpachtet hat.
Das Paar schüttelt sich noch immer, wenn sie an das Gespräch zurück denken. Maria J. war immer noch in der katholischen Kirche – mehr aus Nachlässigkeit, denn aus Überzeugung. Vor der Austrittsstelle im Amtsgericht war die Wartezeit ihr einmal zu lang gewesen, wegen eines Termins konnte sie an dem Tag nicht so lange ausharren. Was für ein Glück – wäre kein Familienmitglied katholisch gewesen, hätte sie der Pfarrer wohl erst gar nicht zu einem Gespräch bestellt.
Besonders wichtig war dem Geistlichen die Frage, ob die Kinder denn der Kirche zugeführt wurden. Naja, auf eigenen Wunsch waren beide Kinder getauft worden. Uff, vielleicht genügte dem Pfarrer nun die Antwort, und der Weg zum Traumhaus war frei.
Nein, er wollte auch noch wissen, warum denn der Sohn evangelisch getauft war. Hm … Nun musste eine klitzekleine halbe Notlüge her. Ja, wissen Sie, der Vater, Niko S., ist evangelischer Pfarrerssohn (das ist er wirklich), und da konnte er doch nicht in eine katholische Taufe einwilligen. Das sah der Priester ein. Dass der Pfarrerssohn seit Jahrzehnten aus der evangelischen Kirche ausgetreten war, das musste man dem Katholiken ja nun nicht auf die Nase binden.
Endlich machte der Pfarrer also den Weg frei und gab eine „Einwilligung ohne Vollmacht“ zum Kauf der Hauses auf dem Kirchengrundstück und schickte die Unterlagen zur Bistumsverwaltung. Das Paar musste aber noch über drei Monate bangen und mehrmals beim Generalvikariat anrufen bis endlich eine „Einwilligung mit Vollmacht“ beim Notar einging. Da hatten sie der Verkäuferin des Hauses den gesamten Kaufpreis aber schon überweisen müssen. Wegen der lahmen Kirchenbürokratie wäre der ganze Finanzierungsplan gekippt, hätten die beiden nicht auf die mündliche Zusage der Katholikenverwaltung vertraut.
Nun sind Maria und Niko (nicht sehr) glückliche Erb-Pächter eines Grundstückes der katholischen Kirche.
Was lernen wir daraus?
1. Wir sind von Kirchengrundstücken umgeben, über die immer noch der Klerus das Sagen hat. Niemand weiß, wie umzingelt wir davon sind.
2. Die Macht, die das Eigentum verleiht, nutzt die Kirche schamlos aus.
3. Mit Realismus und Wahrhaftigkeit kommen ehrliche Menschen bei der Kirche nicht weit. Bigotterie und Doppelzüngigkeit sind besser.
In loser Folge stellt Kirchenhasser.de höchst profane Gründe vor, warum die christlichen Kirchen immer noch knapp zwei Drittel der Bevölkerung zu ihren Mitgliedern zählen.
Nichtreligiöse Rituale entwickeln
„Wie stellen Sie sich eine Welt ohne Religionen vor?“ Das war eine der Fragen, die Leser dem Autor des Kirchenhasser-Breviers für ein online-Interview der Hugendubel-Buchhandlung stellten. Die Antwort von Ulli Schauen: Ohnehin hätten die Menschen ihre Ethtik gemeinsam und unabhängig von Religion entwickelt. „Allerdings muss eine säkulare Gesellschaft beginnen, die Lücken zu besetzen, die von Kirchen hinterlassen werden. Nichtreligiöse Rituale sollten entwickelt, Räume für (anfangs) zweckfreies gemeinsames Handeln geschaffen werden.“
Weitere Fragen der Leser: Wie es sich denn mit den anderen Weltreligionen verhalte, wie sein Leben als Pfarrerssohn so gewesen sei, und, warum Evangelen und Katholen sich nicht vereinigen könnten.